Hättest du’s gewusst?

Am 12. September war ein ganz besonderer Jahrestag. Ich hab’s nicht gewusst, bis ich es einen Tag zuvor im Radio gehört habe: Vor 175 Jahren, am 12. September 1848 trat die erste Bundesverfassung der Schweiz in Kraft. 1999 wurde sie zum letzten Mal überarbeitet.

Die Macherinnen der Morgensendung pickten einen Satz aus der aktuellen Einleitung zur Bundesverfassung heraus und fragten Menschen auf der Strasse, woher dieser Satz stammen könnte. Sie tippten auf Mahatma Gandhi, Dalai Lama, verschiedene Dichter, die Bibel und so weiter.

„Die Stärke eines Volkes misst sich an seiner Sorge für die Schwachen.“

So heisst der Satz sinngemäss und ein Mann antwortete: „Ich weiss nicht, woher der Satz stammt, aber ich hoffe, er steht in der Bundesverfassung, da gehört er hin.“

Tatsächlich! Der Satz steht in der Bundesverfassung. Und er hat mich neugierig gemacht, die Präambel, also die Einleitung, auf der Publikationsplattform des Bundes nachzulesen. Ich bin stolz, Teil eines Volkes zu sein, das so hohe Ziele setzt für das Zusammenleben als Gemeinschaft, aber auch über die Grenzen hinaus und den Umgang mit der Schöpfung.

Falls du auch neugierig geworden bist. Hier sind die Worte, die wir mit viel Leben füllen sollten in unserem Tun und Denken:
Im Namen Gottes des Allmächtigen!
Das Schweizervolk und die Kantone,
  • in der Verantwortung gegenüber der Schöpfung,
  • im Bestreben, den Bund zu erneuern,
  • um Freiheit und Demokratie, Unabhängigkeit und Frieden in Solidarität und Offenheit gegenüber der Welt zu stärken,
  • im Willen, in gegenseitiger Rücksichtnahme und Achtung ihre Vielfalt in der Einheit zu leben,
  • im Bewusstsein der gemeinsamen Errungenschaften und der Verantwortung gegenüber den künftigen Generationen,
  • gewiss, dass frei nur ist, wer seine Freiheit gebraucht, und dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der   Schwachen,
geben sich folgende Verfassung: (Und dann geht’s los….)
 
Ich würde diese Vorsätze gerne unterschreiben. Und du? Ich würde es tun, im Wissen, dass wir vieles besser machen könnten, dass es ein Streben nach hohen Zielen ist, dass wir diesen oft nicht genug gerecht werden. Aber das Bewusstsein, was uns wichtig ist (oder sein sollte), ist immerhin ein guter Boden.

Der Satz stammt übrigens von Adolf Muschg. Als Schriftsteller war er bei der Formulierung der Anpassungen 1999 dabei. Dass dafür nicht nur Juristen, PolitikerInnen und Verfassungsrechtler eingeladen wurden, spricht für sich.