Alltagspoesie

Gedichte beschreiben das Leben

Ein Gedicht kann etwas ausdrücken, was man in einer langen Erklärung nicht besser auf den Punkt bringen könnte, weil es etwas andeutet und durchblicken lässt, weil es zwischen den Zeilen die Emotionen mitschwingen lässt. Was die Dichterin oder der Dichter anfängt, wird durch den Leser oder die Leserin vollendet. Erst die Lesende füllt die Andeutungen auf mit den eigenen Gedanken und Gefühlen. Darum spricht das Gedicht nicht nur mit ihr sondern auch von ihr.
Diese Erkenntnis ist nicht von mir, sondern von Hilde Domin, einer wahren Künstlerin der Poesie.

Mitten in den Tag

Mitten in den Tag
bau ich mir
ein Luftschloss
in dem wir
auf Träumen tanzen
und uns
mit Worten liebkosen
als wären wir
Königskinder
im Paradies.
Irene Meyer Müller

Klee

Ein dünner Stängel
Trägt eine lila Blüte
Tanzt im Wind
Des Sommermorgens
Ein dünner Stängel
Trotzt der Kraft
Lässt sich bewegen, bricht nicht
Ein dünner Stängel
trägt eine lila Blüte.

Irene Meyer Müller

Aus dem Schreibabend zum biografischen Sparschwein

Keine Zeit
zum Börsenkurse studieren
keine Zeit zum Geld zählen.
Ich muss leben.

Irene Meyer Müller

Bild: https://pixabay.com/de/users/mdgrafik0-1422361/

Jetzt

Jetzt
ist der Zeitpunkt
ich breite die Arme aus
und lasse mich
dem Leben
in die Arme fallen.

 Irene Meyer Müller

Ich könnte ewig hier sitzen

Ich könnte ewig
hier sitzen und schreiben
als wäre das alles
was mein Leben bezweckt.
Ich könnte ewig
aus dem Duft, den Farben
Worte formen.
Ich könnte ewig
hier sitzen und schreiben.

Irene Meyer Müller